Eine gute Nachricht vorweg: die Zahl der Fahrraddiebstähle insgesamt geht zurück. 2018 waren es knapp 300.000 Fälle – nur die gemeldeten, natürlich. In den 90er-Jahren waren es fast doppelt so viele.
Die nicht so gute Nachricht: Der entstandene Schaden ist höher denn je, nach Angaben der Versicherungswirtschaft rund 100 Millionen Euro für 160.000 versicherte Räder im Jahr 2018.
Wir leisten uns höherwertige Räder, die gezielt gestohlen werden. Um das Risiko zu verringern, kannst du einiges tun, und dabei immer den Verstand einschalten: was macht es Dieben möglichst schwer?
Beim Thema entwendeter Räder gibt es zwei Welten: das eine nennen Juristen „unbefugte Ingebrauchnahme“, ganz überwiegend von männlichen Jugendlichen verübt. Typischerweise liegen die Räder danach irgendwo im Graben. Dagegen hilft ein ordentliches Schloss.
Ein ganz anderes Kaliber sind Banden, die gut organisiert und mit schwerem Gerät zuschlagen.
Fahrrad Registrierung und Codierung: Der Minimal-Schutz

Die kostenlose Registrierung eines Rades bei der Polizei ist das absolute Minimum zum Schutz: die Rahmennummer wird in einen Fahrradpass mit weiteren Angaben eingetragen. Das hilft im Fall des Diebstahls bei der Anzeige und wird von Versicherungen vorausgesetzt. Wie du dein E-Bike oder Speed Pedelec am besten versichern kannst, erfährst du hier.
Einen Schritt weiter geht die Codierung, die Fahrradhändler, der ADFC und manche Polizeiwachen für etwa 15 Euro vornehmen. Dabei werden verschlüsselte Angaben in den Rahmen gestanzt (oder mit einem speziellen Aufkleber befestigt), die das Rad eindeutig dem Besitzer zuordnen. Der wichtigste Effekt: codierte Räder sind für Diebe und Hehler nur mit größerem Risiko zu verkaufen, das schreckt ab.
Verstand einsetzen: Wer das nicht tut, dem ist im Punkt Fahrrad-Sicherheit nicht zu helfen. Die Codierung lässt sich beim Kauf (oder später) schnell erledigen, und die Versicherung verlangt es ohnehin. Ein codiertes Rad kommt im gar nicht so seltenen Fall, dass der Diebstahl nur einer Spritztour diente, zu dir zurück, statt später von der Polizei versteigert zu werden.
Schwere Fahrradschlösser schützen gut

Eine alte Faustregel besagt: hält ein Fahrrad schloss mindestens drei Minuten stand, bietet es einen brauchbaren Schutz. Regelmäßige Tests der Stiftung Warentest zeigen, dass viele in wenigen Sekunden durch sind. Gute Schlösser sind (leider) tendenziell teurer, schwerer und weniger handlich. Ob Bügel, Kette oder Faltschloss, ist weniger entscheidend als die Qualität.
Verstand einsetzen: Natürlich muss das Rad aneinen festen Gegenstand angeschlossen werden, sonst tragen Diebe es weg und widmen sich dann in aller Ruhe dem Schloss. Das Festschließen fällt leider manchmal der Bequemlichkeit zum Opfer, mit einem kleinen Bügelschloss kann es auch fast unmöglich sein. Mach’ dir die Mühe, sonst machst du es den Dieben zu leicht! Stärker abschreckend sind zwei Schlösser: Eines für die Verbindung zum festen Gegenstand, dazu zum Beispiel ein langes Seilschloss, das die Laufräder einschließt.
Fahrradversicherung: Genau hinschauen!

Das Fahrrad ist in vielen Fällen in die Hausratversicherung eingeschlossen, aber die Sache ist nicht so einfach – du musst unbedingt den Vertrag genau studieren. Im schlimmsten Fall ist nur der Diebstahl aus der Wohnung oder dem geschlossenen Keller versichert, dann ist eine erweiterte oder zusätzliche Vereinbarung nötig. Bei alten Verträgen ist mitunter die Nacht nicht eingeschlossen.
Wichtig ist auch die mögliche Höhe der Entschädigung: die kann für teure Räder (oder E-Bikes) viel zu gering sein. Auch dann ist womöglich ein Zusatz-Modul zum bestehenden Vertrag sinnvoll, oder ein ganz neuer Vertrag. Hier kommen auch spezielle Fahrradversicherungen in Betracht, die oft zusätzliche Leistungen anbieten, etwa bei Schäden durch Unfall oder Vandalismus. Nach Einschätzung der Stiftung Warentest sind Spezial-Policen nicht selten günstiger als vergleichbare Angebote von Hausratversicherungen. Wer es genau wissen will, kommt nicht um aufwändige Recherchen herum.
Verstand einsetzen: Bitte unbedingt den bestehenden Vertrag prüfen, bei Unklarheiten Kontakt mit der Versicherung aufnehmen. Möglicherweise ist ein Zusatz-Modul nötig, oder der Schadenersatz ist prozentual an die Gesamtabdeckung gebunden. Das kann bei einem E-Bike viel zu wenig sein.
Tracking und Gadgets: Noch am Anfang

Elektronische Wegfahrsperren und GPS-Tracking: Sollten in der vernetzten Welt technische Lösungen nicht die Abschreckung verbessern? Auf diesem Gebiet wird viel versucht und angeboten, aber es bleibt ein Grundproblem: Wegfahrsperren sind machbar, aber anders als beim Auto kann der Dieb seine Beute immer noch einfach wegtragen.
Um ein gestohlenes Rad über GPS zu finden, muss der Sender fest mit dem Rad verbunden sein. Bei manchen E-Bikes ist so ein Sender gleich im Motor integriert. Nachträgliche Einbauten werden kaum unter 100 Euro angeboten, dazu brauchst du eine eigene SIM-Karte für das Gerät.
Andere Gadgets produzieren bei einem Aufbruchversuch Lärm, wenn sie nicht vom Besitzer (meist per App) freigeschaltet wurden. Aus der Welt der Diebstahl-Prävention bei Autos weiß man, das Passanten nicht gleich die Polizei rufen, wenn sie einen Alarm hören. Die Abschreckung mag so etwas aber durchaus erhöhen.
Verstand einsetzen: Die Polizei gibt sich gegenüber Tracking und App-Ideen bislang recht zurückhaltend – unklar, ob das im Ernstfall wirklich hilft. Wichtiger ist jedenfalls das Schloss.