Ghost Bikes erinnern an Fahrradunfälle
Die Idee der „Ghost Bikes“ stammt aus den USA, und wer an einem vorbeifährt, dem gefriert das Blut in den Adern. Es sind weiß gestrichene Fahrräder, die auf Monate und Jahre hinaus daran erinnern, dass hier ein Mensch gestorben ist, durch einen Fahrrad-Unfall. Im Januar 2020 sind schon wieder Geister-Räder hinzugekommen, zum Beispiel am Kottbuser Tor in Berlin, auch in Hamburg-Wandsbek. Im Jahr 2018 kamen 445 Radfahrer im Verkehr ums Leben, ein deutlicher Anstieg über die letzten Jahre setzt sich damit fort. Diese Tipps sorgen für mehr Sicherheit beim Radfahren.
Lkw Gefahrenquelle für den Fahrrad
Das mag mit der Zunahme des Fahrradverkehrs zu tun haben, die Opferzahlen für die anderen Verkehrsteilnehmer sinken. Doch die Erklärung macht es nicht besser. Der Radfahrer-Verband ADFC fordert seit Jahren, die größte Gefahrenquelle anzugehen: das Abbiegen, speziell von LKW. Dafür gäbe es technische Lösungen, Assistenzsysteme am Laster und bauliche Maßnahmen an Kreuzungen und Einmündungen. Dass sie nicht rasch verbindlich umgesetzt werden, ist skandalös.
Der Verkehr in den Städten fühlt sich an wie ein Kampf – weil viele ihn dazu machen. Sie sind aggressiv, genervt, fühlen sich drangsaliert oder benachteiligt. Ob das Auto- oder Radfahrer stärker betrifft, ist ein großes Streitthema. Auf dem Rad bist du jedenfalls – nein, nicht der Schwächere, aber der Verletzlichere. Mache dich daher stets mit den Verkehrsregeln in dem Land vertraut, in dem du Radeln möchtest, um für mehr Sicherheit zu sorgen.
Verkehrsmentalität bestimmt die Atmosphäre auf der Straße
Diese gefühlte Aggression zwischen den Verkehrsteilnehmern nimmt zu. Für den Verkehrsexperten Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer, ist das sogar der eigentliche Kern des Problems. Warum es in Kopenhagen oder Amsterdam so viel besser geht? „Entscheidend ist für mich, dass dort ein ganz anderes Verkehrsklima herrscht“, sagte Brockmann der „Süddeutschen Zeitung“. „Auto- und Radfahrer gehen da anders miteinander um.“
In Kopenhagen wird der Radverkehr seit Jahrzehnten massiv gefördert. 36 Prozent der Arbeitswege werden mit Pedalkraft zurückgelegt. So etwas verändert die Atmosphäre. Aggressive Autofahrer sind dort Außenseiter und bekommen das auch zu spüren, was diese Länder besondere für Fahrradurlaube besonders attraktiv macht. In den Niederlanden ist es ähnlich, aber auch die sind Deutschland bei einer entspannten Verkehrsmentalität um Jahrzehnte voraus. Bis wir das im Land der SUVs und der gut organisierten Gegner eines Tempolimits auch erreichen, dürfte es noch dauern. Immerhin gewinnt die Idee, in Städten generell Tempo 30 einzuführen, offenbar an Kraft.
Sind Fahrrad autobahnen die Lösung?
Rad fahren ist politisch sehr erwünscht – jeder weiß, dass der Anteil des Radverkehrs in den verdichteten Städten wachsen muss, um überhaupt noch voranzukommen (und um das Klima zu schützen). Deshalb versucht man, den früheren Kampf zwischen Radfahrern und Fußgängern (die nie gucken, wenn sie den Radweg kreuzen) zu beenden, hat dabei aber ein neues Schlachtfeld eröffnet. Und deshalb planen Hamburg, Berlin und München „Rad-Autobahnen“, deshalb werden überall Straßen neu mit Radstreifen bemalt. Sicherer macht so etwas den Verkehr noch nicht.
Radspuren auf der Straße zum Beispiel: Sie sind billig für die Kommunen und willkommen bei Radlern, die zügig vorankommen wollen. Gefährlich bleiben sie trotzdem. Gerade solche, die nur mit einer gestrichelten Linie abgegrenzt sind – die heißen „Schutzstreifen“ und verschwinden einfach, wenn die Straße zu schmal wird, zum Beispiel wegen einer hübsch bepflanzten Insel in der Straßenmitte.
Was sollten Radfahrer tun?
Für Radfahrer gibt es nur eine vernünftige Strategie: Ruhe und Zurückhaltung, vorausschauendes und defensives Fahren. Versuche, gelassen zu bleiben, Wut – auch berechtigte – erhöht nur die Gefahr. Versuche nicht, dein Recht durchzusetzen, auch wenn du im Recht bist. Besonders, wenn du Vorfahrt hast: warte, bis sie auch wirklich gewährt wird. Ganz besonders, wenn LKWs rechts abbiegen und deinen Weg queren.
Was auch hilft, und zwar allen Verkehrsteilnehmern: sich möglichst oft in die Perspektive der anderen hineinversetzen. Also aus Radlersicht in die der Autofahrer oder Fußgänger – auch wenn die gerade hupen oder wüst schimpfen. Einer muss ja der Klügere sein.